Super Superlativ

Schon länger, so scheint mir, vermehrt sich die Zahl der doppelten Superlative:

– die bestangezogenste Person

– weitesten reichendste Geschütze

usw.

Aber auch über „minimalste“, „optimalste“ oder „einzigste“ und ähnliche Formen sollte man sich wundern.

Im einen Fall werden Begriffe gesteigert, die sich nicht steigern lassen, weil sie bereits für ein Extrem stehen: „´minimaler“ als „minimal“ oder „optimaler“ als „optimal“ geht eben nicht.

Im anderen Fall müssen wir uns nur klarmachen, worauf sich Adjektiv und Partizip im Attribut jeweils beziehen. „best-“ in „bestangezogene Person“ bezieht sich auf „angezogen“ („am besten angezogen“) aber nicht auf „Person“. Eine Person kann angezogen sein, aber kaum „angezogener“ als eine andere. Allerdings kann die angezogene Person „gut angezogen“, „besser angezogen “ oder „am besten angezogen“ (bzw. „bestangezogen“) sein.

Gute Mine

Angesichts all der deutschsprachigen Musiker:innen, die heutzutage unter anderem in ungezählten Casting-Shows Karriere machen, ist es für mich erstaunlich, dass Mine anscheinend weitgehend unbekannt ist. Nachdem ich sie das erste Mal auf irgendeinem Internet-Musikdienst gehört hatte, besuchte ich wenig später ihren Auftritt beim „Bochum Total 2016“-Festival, um sie einmal live zu hören. Fand ich toll!

Mine  – Der Mond lacht (Quelle: YouTube)

Genial!

Gestern sprach ich über den „Verfall der deutschen Sprache“ und darüber, dass ich Fehler von Schreibenden/Sprechenden gar nicht so schlimm finde. Oder sogar richtig gut, wenn sie in geeigneter Weise zur Unterhaltung beitragen. Heute Morgen zum Beispiel war in einem der unzähligen Nachrichtenportale zu lesen, dass Jürgen Drews schon im Kindesalter das Medizinstudium aufgegeben habe, um seiner Leidenschaft (der Musik) nachzugehen.

Schöner Schein

Mein Arbeitsleben lang habe ich mein Geld mit Sprachkenntnissen verdient, als Journalist und Übersetzer vom Englischen ins Deutsche. Während meiner Ansicht nach die Klagen über den „Verfall der deutschen Sprache“ ständig zunehmen, kann ich mich über vieles gar nicht richtig aufregen und bin andererseits genervt von Unsitten, die deutlich werden lassen, dass viele Schreiber/Sprecher sich wenig Gedanken um die Bedeutung dessen machen, was sie von sich geben. Dabei spreche ich gar nicht von Fehlern, die natürlich auch ich begehe. Vielmehr geht es mir um Floskeln und abenteuerlichen Begriffs- und Phrasenmonster, die mir häufig das Gehirn verkleben.

Aber wo anfangen, wenn ich doch nur eine Zeitung aufschlagen oder eine Sendung im Fernsehen einschalten muss, um Beispiele über Beispiele zu entdecken? Machen wir es einfach und nehmen uns das Paar „anscheinend/scheinbar“ vor, über das ich erst gestern mit meiner älteren Tochter debattiert habe. Wir können allerdings beide zwischen den unterschiedlichen Bedeutungen unterscheiden und haben beide den Eindruck, dass furchtbar vielen anderen diese Fähigkeit abhanden gekommen ist.

Also: „´scheinbar“ bedeutet: Etwas ist anders, als es den Anschein hat.

Ist eine Farbe „scheinbar“ schwarz, dann ist sie in Wirklichkeit eben NICHT schwarz, zum Beispiel alles Rote in einer Schwarzweißfotografie.

Dagegen lässt „anscheinend“ die Wirklichkeit so oder so ausfallen.

Das „anscheinend“ Schwarze könnte schwarz sein, möglicherweise aber auch eine ganz andere Farbe haben. Die betrachtende Person weist dagegen lediglich auf die für sie wahrscheinlichste Version in ihrer Wahrnehmung hin.

›Die Erdbeeren schmecken scheinbar gut‹ – (zum Beispiel) Es entsteht der Eindruck, die Erdbeeren schmecken gut, aber in Wirklichkeit sind sie ekelhaft!

›Die Erdbeeren schmecken anscheinend gut‹ – Ich habe die Erdbeeren zwar noch nicht probiert, aber dem Eindruck nach sind sie wohl sehr lecker.

Belgien zum Dritten

Mir scheint, Jazzsängerinnen waren vor 100 und sogar von 70 Jahren beliebter als heute und in der näheren Vergangenheit. Trotz Interesse habe ich das Feld nicht viel weiter aufbereitet als bis zu der Erkenntnis, dass Doris Day viel mehr war als eine Schauspielerin in Familienfilmen.

Umso spannender ist es, hin und wieder auf relativ neue Acts zu stoßen, nicht nur bei Sängerinnen, sondern auch bei Musikerinnen ganz allgemein. Sehr begeistert hat mich die Entdeckung von Melanie De Biasio. Ich dachte zunächst an eine Italienerin, fand aber heraus, dass die Künstlerin in Belgien geboren und zu Hause ist. Hier ein Beispiel für ihr Schaffen:

Melanie De Biasio – No Deal (Quelle: YouTube

Belgien zum Zweiten

Selah Sue hatte bereits seit ihrem 16. Lebensjahr regelmäßige Auftritte als Support bei Auftritten viel bekannterer Musiker (sogar im Vorprogramm eines Prince-Konzerts) und mit 20 ihren ersten Plattenvertrag. Obwohl ihre Alben in den Charts von Belgien, den Niederlanden, aber auch in Frankreich und der Schweiz regelmäßig vordere Plätze erklimmen, ist sie in Deutschland kaum bekannt. Hier einer ihrer Erfolgstitel:

Selah Sue – Ragamuffin (Quelle: YouTube)

Die bedeutenden Bretter

1964 besuchte ich die Weerth-Schule in Detmold. Dort wurde schon ab dem zweiten/dritten Schuljahr in den unteren Klassen Theater gespielt. In Ball im Stall übernahm ich die Rolle des Schweinchens. Aus Blumendraht, Watte und Heftpflaster hatte meine Mutter mir ein erstklassiges Ringelschwänzchen gebastelt. Damit war mein Auftritt wohl äußerst überzeugend, und bei der nächsten Produktion bekam ich eine Hauptrolle: das siebte Geißlein in Der Wolf und die sieben Geißlein. Als Winzling durfte ich Bernd S., den Klassenstärksten, ordentlich „verprügeln“.

Einmal Hauptrolle, immer Hauptrolle! Beim nächsten Theaterstück war mir der Charakter des Prinzen zugedacht, der am Ende des Abenteuers die Prinzessin küsst. Und die Prinzessin war mit einer echten Schönheit besetzt!

Kurz nach Verteilung der Rollen musste ich aber einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Man schickte mich nämlich zur Fresskur nach Bad Wörishofen, mitten in der Probenzeit für die Märchenaufführung. Als ich zurückkehrte, hatte ich eine Umbesetzung der Prinzenrolle hinzunehmen und durfte gar nicht mehr mitspielen. 🙁

Damit war auch meine Theaterkarriere beendet, bevor sie richtig begonnen hatte. Immerhin hatte ich in Bad Wörishofen beim Schachturnier einen Volkswagen Käfer gewonnen, der mir ein bisschen Trost verschaffte, bis der Schlüssel zum Aufziehen verloren ging.

Stippvisite in Belgien

Wer in diesem Blog liest, wird bereits mitbekommen haben, dass ich es liebe, „ neue“ Musik zu entdecken, obwohl meine Empfehlungen oft auch schon wieder ein Vierteljahrhundert und mehr auf dem Buckel haben. Vorwiegend lasse ich mich von Musikdiensten und Radiokanälen inspirieren, die thematisch vorgehen und vielseitige Playlists bieten. In meiner „ belgischen“ Phase (oder wars die Triphop-Expedition?) stieß ich einst auf Hooverphonic und insbesondere auf deren Konzert in Antwerpens Koningin Elisabethzaal 2012 gemeinsam mit einem ganzen Orchester. Fast alles davon ist einzeln oder insgesamt auf YouTube zu finden. Hier nur ein Beispiel:

Hooverphonic – Eden (Quelle: YouTube)

Aus der Nähe

Ich weiß gar nicht mehr, wo ich Me and My Drummer zum ersten Mal gehört habe. Jedenfalls habe ich auf Anhieb gedacht; Für nur zwei Musiker;innen ist das ganz schön viel Musik! Später habe ich die beiden zweimal live gehört und gesehen, und es hat mir beide Male sehr gefallen. Im folgenden Beispiel ist das Duo als Trio augetreten, nämlich mit Kat Frankie, die iich ebenfalls schon zweimal live erlebt habe. Me and My Drummer gibt es mittlerweile nicht mehr, und das, was Charlotte Brandi derzeit macht, ist auch nicht mehr so meins. Drummer Matze Pröllochs ist wieder als freier Musiker/Theatermusiker tätig.´´ Kat Frankie hat so viele Projekte, das man immer wieder nur staunen kann, trotzdem habe ich den Eindruck, dass sie nicht so bekannt ist, wie sie es meiner Ansicht nach verdienen würde. Im Folgenden also stehen alle drei auf einer Bühne:

Me and My Drummer feat. Kat Frankie – Phobia (Quelle: YouTube)