„Liebeskummer lohnt sich nicht“ behauptete 1964 Siw Malmquist: „Schade um die Tränen in der Nacht!“ Und meine Freundin Regina behauptete neulich, ab 35 oder so sei man ohnehin aus der Sache mit dem Verlieben hinausgewachsen. Zwar bin ich jetzt fast doppelt so alt, aber für den Fall des Falles sollte man wenigstens den passenden Soundtrack bereitliegen haben.
Das schönste Liebeskummerlied stammt in meinen Augen von Archive:
Archive – Again (Quelle: YouTube)
Aber auch sonst finde ich Archive hörenswert, zum Beispiel mit der Spotfy-Playlist „This is Archive“.
Der britische Singer-Songwriter Christopher Taylor hat sein Bandprojekt „Sohn“ genannt, weil er meinte, der deutsche Begriff würde ihn davor bewahren, in irgendeine Kategorie eingeordnet zu werden. Geholfen hat es letzten Endes nicht, denn die Wikipedia weiß zu berichten, dass die Musik von Sohn den Genres Electronica- und Post-Dubstep zuzuordnen ist.
Reich und berühmt ist er damit meines Wissens auch noch nicht geworden, aber ich höre ihn ganz gern mal als Hintergrundmusik, zum Beispiel mit der Spotify-Playlist „This is Sohn“. Einen der enthaltenen Titel habe ich als Beispiel ausgesucht:
Was ist Liebe? Wer könnte die Frage für jederfrau schlüssig beantworten?
Ich habe Bekannte, die hängen der Idee der Polyamorie an, laut Wikipedia „eine Form des Liebeslebens, bei der eine Person mehrere Partner liebt und zu jedem einzelnen eine Liebesbeziehung pflegt, wobei diese Tatsache allen Beteiligten bekannt ist und einvernehmlich gelebt wird. Polyamorie Beziehungen gründen auf der Absicht, die gewünschten Beziehungen langfristig und vertrauensvoll miteinander zu gestalten, meist schließen die Verliebtheit, Zärtlichkeit und Sexualität ein.“
ich glaube zwar ebenfalls nicht an die „exklusive“ Liebe, aber das zitierte Konzept det Polyamorie erscheint mir dennoch zu sehr sexuell ausgerichtet und die Einvernehmlichkeit als steter Unsicherheitsfaktor, Der körperliche Aspekt einer Zweierbeziehung ist für mich auch nicht mit Liebe identisch, und umgekehrt. Zu einer Zweierbeziehung, die körperliche „Liebe“ einschließt, gehört wohl doch eine feste Treue, durch´´ die die Einvernehmlichkeit gewahrt bleibt und die Verliebtheit, Zärtlichkeit und Sexualität eine für beide/alle Seiten verlässliche Grundlage gibt.
Für mich liegt Liebe im Augenblick, der sich ja durchaus wiederholen oder über lange Zeit (bis zur „Ewigkeit“) anhalten kann. Bewusstsein und Unterbewusstsein halten diese Augenblicke jedenfalls für die Ewigkeit fest. Am einfachsten ist es wohl, diesen Gedanken mit ein paar Beispielen zu erläutern.
Als ich vor Jahren meine Töchter regelmäßig zur Schule gefahren habe, holte ich mir auf dem Rückweg immer im Supermarkt ein paar Brötchen vom Marktbäcker. So stand ich wieder einmal vor der Selbstbedienungsstation und bekam die vermaledeite Tüte zum Einpacken nicht auf. Plötzlich stand eine junge Frau neben mir, nahm mir resolut die Tüte aus der Hand, hatte sie mit einer Bewegung geöffnet und gab sie mir mit einem Lächeln zurück. Ehe ich mich noch bedanken konnte, war sie wieder verschwunden.
Wenn wir gelegentlich nach Eisenach fuhren, um dort Geschäfte zu durchstöbern, setzte ich mich oft in die Sky Bar, um dort einen Kaffee zu trinken. Damals gab es dort eine Bedienung, die in meinem Empfinden immer aussah, als wäre sie des Morgens verprügelt worden und wolle gleich in Tränen ausbrechen. Als sie mir wieder einmal meinen Kaffee auf den Tisch stellte, suchte ich ihren Blick und sagte deutlich an sie gerichtet: „Vielen Dank!“ Nachdem sie bis dahin die Augen niedergeschlagen hatte, hob sie jetzt den Blick, erwiderte meinen und schenkte mir ein Lächeln, für das mancher gleich einen Heiratsantrag machen würde.
Als ich im vorletzten Jahr zwei Mal in einer Woche in der Universitätsklinik Göttingen schwere Operationen hinter mich bringen musste, lag ich danach auf der Intensivstation und dachte, möglicherweise sei mein letztes Stündchen angebrochen. Gerade einmal war ich wieder ein Stück weit bei Bewusstsein, da legte sich eine Hand auf meinem Schulter. Eine junge Ärztin eröffnete mir, dass sie für mich zuständig sei, und sagte, das Gröbste sei bereits überstanden. Sie erwähnte weiterhin, dass sie am nächsten Tag frei hätte, aber trotzdem irgendwann vorbeikommen würde, um nach mit zu sehen: „Schließlich muss ich wissen, ob es meinem Patienten gut geht!“
Erst vor ein paar Tagen habe ich mir eine neue Brille anpassen lassen, und saß an einem Tisch, um mich im Spiegel von ihrem Sitz und ihrer Wirksamkeit zu überzeugen. Auch am Nachbartisch saß ein Paar, und er probierte ebenfalls eine neue Brille. Sie dagegen blickte MIR mit einem bestätigenden Nicken tief in die Augen; ich musste wohl den Eindruck gemacht haben, dass ich an meiner neu erworbenen Sehhilfe zweifelte.
Diese Art von im Grunde sprachlosen Begegnungen ist es, die ich meine. Der Augenblick ist meist vorbei, bevor man ihn noch richtig wahrgenommen hat. Man hat das Gegenüber nie zuvor getroffen und wird es möglicherweise niemals wiedersehen. Trotzdem ist die Begegnung hyperintensiv, für einen winzigen Moment steht die Erde still, und es gibt nur noch zwei Personen, während für den Bruchteil einer Sekunde nichts anderes mehr eine Bedeutung hat.
Ich hatte es bereits einmal angedeutet: Susanne ist, nachdem wir seit mehr als 35 Jahren unser Leben teilen, immer noch in der Lage, mir entsprechende Momente zu spendieren. Ich weiß, ich liebe, und ich bin ein glücklicher Mensch!
Hört sich nach einem passenden Abschluss dieses Beitrags an? Moment, es fehlt die Hintergrundmusik.
Massive Attack – Safe from Harm (Live) (Quelle: YouTube)
Ich LIEBE auch dieses Stück, besonders den Refrain:
I was lookin‘ back to see if you were lookin back at me To see me lookin back at you
(Ich blickte mich um, ob du dich umblickst, um zu sehen, wie ich mich nach dir umdrehe)
Falls sich die Blicke treffen, hat auch die Begegnung für die Ewigkeit stattgefunden. Ein unauslöschbares Band ist geknüpft, das fortbesteht, auch wenn es keine weitere Begegnung mehr gibt.
Was haltet ihr von Coverversionen? Nach meinem Eindruck hören sich die meisten genauso an (oder schlechter) wie ihre Vorbilder. Und Coverbands wirken auf mich in der Regel leblos an, auch wenn sie Ton für Ton das Gewohnte spielen.
Dann gibt es noch die fragwürdigen Titel, die manchmal wenigstens einen gewissen Unterhaltungswert haben, siehe zum Beispiel „Der Hund von Baskerville“ von Cindy & Bert aus dem Jahr 1971.
Selten sind dagegen die Neufassungen von Stücken, die an die jeweiligen Vorbilder heranreichen oder sie gar übertreffen. Bei manchen Titeln müssen die Interpreten sogar eine Menge Mut aufbringen, sich überhaupt an sie heranzutrauen.
Meine Lieblings-Coverversion seit Langem ist „Teardrop“ von der norwegischen Künstlerin Aurora (obwohl ich die ursprüngliche Fassung von Massive Attack genauso großartig finde). Sie wagt sich häufig an solche Experimente, und ein Geniestreich in meinen Augen ist ihre Rettung eines Stücks Disco-Geräuschmülls für die Musik! Chapeau!
Seit einigen Jahren unterhalten wir einen Stammtisch namens Schnickschnackschnuck, der sich vor COVID-19 im Schnitt zwei Mal pro Woche getroffen hat. Einige Mitglieder sind in drei aufeinander folgenden Jahren gemeinsam in Urlaub gefahren.
An der Mosel in der Nähe von Koblenz haben wir im ersten Jahr großartige Wanderungen links und rechts des Flusses unternommen, oft in den Weinbergen an den Steilhängen zum Ufer und oben auf der Hochebene.
Zum folgenden Foto hat mich eine Jugenderinnerung inspiriert, die Reise von Elli und ihren Gefährten in Alexander Wolkows „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ und seinerseits eine Neuschöpfung von „Der Zauberer von Oz“ aus der Feder von Lyman Frank Baum. Seht es euch an und hört dazu vielleicht gleich noch mal Elton Johns „Good Bye Yellow Brick Road“.
Barney, Smilla. Marita, Holger und Bettina auf der Suche nach der Smaragdenstadt
Wir schreiben das Jahr 1973 oder 1974. Noch erscheint eine Karriere als Hippie (damals: Gammler) in greifbarer Nähe. Das Bild hat mir freundlicherweise mein alter Freund und ehemaliger Nachbar Dirk D. zugeschickt.
Der Tag ist grau, die Stimmung auch. Wenigstens in Sachen Stimmung hilft MIR eine melancholische Hintergrundmusik. Meine Wahl fiel auf eine Spotify-Playlist namens „This is the Thievery Corporation“. Ihr Stil mischt eine Reihe von Einflüssen, darunter sogar ein Spur Reggae, wie ich ihn am liebsten mag:
Ja, was denn??? In Alter und Krankheit werde ich halt weich, vom Gewicht her schon lange, und da darf ich in meinen Anmerkungen zur Musik auch mal einen Schlager empfehlen (vielleicht auch ein paar) oder Gedanken zum größten Thema aller Zeiten äußern.
Wie war das bei euch? Wie alt wart ihr, als ihr euch zum ersten Mal verliebt habt? Glücklich oder unglücklich? Ich habe in aller Regel Körbe gesammelt und fremdele bis heute mit der Liebe, zum Glück seit beinahe 35 Jahren an der Seite von Susanne! Vorher hätte ich mir eine Zweierbeziehung auf lange Zeit kaum vorstellen können.
Meine erste „Liebe auf den ersten Blick“ galt Marie-Luise: 1973, Haus der Jugend in Detmold – gesehen, gefangen und vollkommen verloren. Keine zwei Jahre später war sie allerdings an mir vorbei erwachsen geworden, und irgendwann haben sich unsere Flugbahnen einfach nicht mehr gekreuzt.
Zu meiner großen Freude hat sie mit vor einiger Zeit eine Nachricht bei Facebook geschickt, und seitdem haben wir wieder einen sehr lockeren Kontakt.
Das zweite Mal SO RICHTIG aus der Bahn geworfen hat mich Susanne, mehr als 10 Jahre später. Das erste Mal hatte ich sie meiner Erinnerung nach auf dem alljährlichen Kunstmarkt im Detmolder Schlosspark wahrgenommen. Lange rote Haare und in meinen Augen schier unglaublich cool! Die würde ich allzu gern kennenlernen, war mein allererster Gedanke.
Es dauerte noch eine Weile, dann zog eine andere Freundin von mir, in die ich auch ein bisschen verliebt gewesen war, aber den üblichen Korb kassiert hatte, in die gleiche WG wie Susanne, wo ich daraufhin regelmäßiger Gast wurde.
Am Rande: Neulich stand auf der Website von Radio Lippe zu lesen, dass Matthias Opdenhövel mit einem Partner das „lui“ neu eröffnen wolle, eines der ersten Lokale in Detmold, das zum Treffpunkt fast nur für Jugendliche und andere junge Leute wurde. Im „lui“ habe ich Susanne eröffnet, dass ich mir Kinder mit ihr vorstellen könne. Bald darauf sind wir zusammengezogen, haben 1990 geheiratet und waren seitdem selten getrennt. Ich freue mich nach wie vor über jeden neuen Tag mit ihr!
Wie man hört, sollen Frida Gold am nationalen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest 2023 teilnehmen: „Alle Frauen in mir sind müde“. Gutes Gelingen! Aber meine Sympathie würde höchstwahrscheinlich doch nur wieder einen der letzten Plätze garantieren. Was ich sagen wollte: Für mich persönlich hätten sie für den folgenden ihrer früheren Titel einen Spitzenplatz verdient:
Frida Gold – Die Dinge haben sich verändert (Quelle: YouTube)
Bleibt die Frage: Warum haben sich die Dinge denn „verentert“? Sind die Piraten falsch abgebogen?
Nachdem die erste Meldung auf meinem Smartphone heute Morgen anzeigte, dass Hania Rani ein neues Album veröffentlicht hat, musste ich natürlich gleich mal reinhören. Derzeit ist das die am häufigsten gespielte Künstlerin meiner älteren Tochter.
Das erinnerte mich daran, dass ich vor einigen Jahren für Wochen vorwiegend Musik aus Polen gehört und ordentlich gestaunt habe, was dort so alles auf die Beine gestellt wird. Und ich erinnerte mich an Pawel Popolski/Achim Hagemann, der einst behauptete: „Dieter Bohlen hat gestohlen alle Hits aus Polen!“ – Das hätte er vielleicht machen sollen, dann wäre uns bestimmt einiges erspart geblieben.
Also Hania Rani. Dankenswerter Weise darf man schon auf YouTube ins neue Album reinhören, zum Beispiel:
Hania Rani – Allegra (Quelle: YouTube)
Aber es gibt Ungezähltes anderes, was (meiner Ansicht nach) das Reinhören lohnt. Vielleicht versucht ihr es mal mit einer Playlist auf Spotify (zum Beispiel Alternatywna Polska), aber unbedingt mit Leszek Możdżer, im folgenden Beispiel mit Musik von Krzysztof Komeda: