Dieser Beitrag fällt mir schwer, denn ich werde über gute Schauspieler:innen bzw. gut gespielte Rollen schreiben. Dabei ist es so gut wie sicher, dass ich etliche vergessen werde. Aber vielleicht kann ich das auch mit gelegentlichen Ergänzungen ausgleichen.
Wie auch immer, in vielen Fällen sind böse Charaktere das Salz in der Suppe. Oft geben sie dem Eindruck der Geschichte mehr als die eigentlichen Protagonisten. Aber bevor ich Beispiele nenne, hier erst einmal ein Gegenbeispiel: Highlander: Es kann nur einen geben. Die meisten Kritiker:innen sind sich einig, dass der Film trotz seines Erfolgs viele Mängel hat, unter anderem die Leistung des Hauptdarstellers Christopher Lambert als Highlander Connor MacLeod. Vielleicht hätte es eine deutliche Verbesserung bedeutet, wenn wenigstens sein Gegenspieler Kurgan, gespielt von Clancy Brown, seiner Rolle mehr Profil und Tiefe hätte verleihen können. Ein kleiner Ausgleich ist, dass wenigstens Sean Connery in der Rolle des Ramirez wie gewohnt überdurchschnittlich spielt.
Was einen wirklich guten Bösen ausmacht, beweist allerdings in meinen Augen als Allerbester Alan Rickman, nicht unbedingt als Severus Snape in den Harry-Potter-Filmen, aber durchaus als Terrorist Hans Gruber in Stirb langsam und als Sheriff von Nottingham in Robin Hood von 1991. Seine Szenen könnte ich mir immer wieder ansehen.
Auf etwa gleicher Höhe steht für mich Jeffrey Dean Morgan als Negan in The Walking Dead. Tatsächlich lässt er so vergessen, wie er in Grey’s Anatomy als todkranker Superreicher Denny Duquette selbst die Schwarzwaldklinik besser aussehen lässt. Ein bisschen schade ist, dass er gegen Serienende immer „lieber“ wird. Gelegentlich bricht es zum Glück noch aus ihm heraus. Als Maggie ihn fragt, ob er eigentlich seine Übeltaten bereut und im Rückblick etwas anders machen würde, sagt er: „Ja, ich würde euch ALLE umbringen.“ Guter alter Negan!
Dass Léon – Der Profi ein sehr guter Film ist, bleibt wohl unbestritten. Alle Protagonisten spielen ihre Rollen großartig. Dennoch ragt für mich eine Figur heraus: Drogen-Cop Stansfield (Gary Oldman), selbst drogensüchtig und ein unerbittlicher Psychopath. Kann „böse“ besser sein?
Wie gesagt, ich habe nur eine bescheidene Auswahl getroffen und bestimmt ganz viele ungerechtferigterweise ausgelassen. Vielleicht gibt es ja eine Folge 2?! Zwei der Joker zum Beispiel hätten das auf jeden Fall verdient: Heath Ledger und Joaquin Phoenix, und auch Adrien Brody (Oxygene) und viele andere sollte man nicht vergessen.
Aber ein paar deutsche Charaktere möchte ich wenigstens noch erwähnt haben, obwohl in der Over-the-Top-Liga hier nicht so viel gearbeitet wird. Da wäre für mich an erster Stelle Das ferne Land Utopia zu nennen, ein Film, der einem wirklich kalt den Schweiß ausbrechen lassen kann. Manfred Zapatka als Zuhälter Heinz ist so intensiv, dass ich kaum glauben kann, wie viele VIEL sympathischere Rollen er seitdem ebenfalls glaubhaft vermitteln konnte.
Ihre Meriten verdienen sich anderswo auch Gert Fröbe (Es geschah am hellichten Tag), Axel Milberg in der gleichen Rolle, Ulrich Tukur als Oberstleutnant Anton Grubitz in Das Leben der anderen, Uwe Bohm oder Hannes Jaenicke, um nur noch ein paar zu nennen.
Bleiben die Frauen. In Film kommen die richtig bösen Protagonistinnen gerade erst in Schwung. Meine derzeitige Favoritinnen: Rebecca Ferguson als Rose the Hat in Doctor Sleeps Erwachen, Lisa Emery als Darlene Snell in Ozark und Franka Potente in The Bridge – America, Staffel 2, als Eleanor Nacht.